Artikel Ulrike Fahlbusch

Spielend integrieren
Interkulturelle Begegnung mit Einheimischen und Geflüchteten im Trommelkreis (c) Ulrike Fahlbusch/DrumFamily, Dezember 2016

Seit Dezember 2014 lädt die Drum Family (die damals noch nicht so hieß übrigens) Menschen aus allen Kulturen - insbesondere auch mit Fluchterfahrungen - zum Trommeln, Singen und Tanzen ein. Hier soll über die bisherigen Erfahrungen und Herausforderungen des Projektes „Interkultureller Trommelkreis“ berichtet werden. Einfließen werden Gedanken über Voraussetzungen gelingenden Miteinanders und nicht zuletzt soll an die Anfänge des Projektes erinnert werden.

Wie so oft entsteht auch dieses Projekt aus dem Zusammenwirken verschiedener Faktoren im „richtigen Moment“.  Als ein Mitglied aus dem Flüchtlingshelferkreis eine Trommel für einen jungen Gambianer sucht, habe ich spontan die Idee, einen Interkulturellen Trommelkreis ins Leben zu rufen. Alle Voraussetzungen für einen baldigen Start sind gegeben. Es gibt offenbar Menschen, die gerne trommeln wollen und auch ein kostenfreier Raum zum Spielen steht potentiell zur Verfügung. Alle weiteren notwendigen Kenntnisse und Ressourcen für ein solches Projekt bringe ich aufgrund einer perfekten Synergie meiner beruflichen Kompetenzen und privaten Interessen mit. Da ist meine langjährige Erfahrung in der Begleitung von kreativen Gruppenprozessen als integrative Tanz- und Körpertherapeutin. Hilfreich für die Umsetzung eines solchen Projektes sind zudem die unzähligen Stunden Trommelunterricht in Westafrika sowie eine Ausbildung zum DrumCircle Fascilitator. Durch einige ausgedehnte Aufenthalte in Gambia und durch die daraus entstandenen langjährigen Kontakte verfüge ich über wertvolle interkulturelle Erfahrungen, die sich in diesem Zusammenhang als nützlich erweisen werden. Und nicht zuletzt mein Fundus unterschiedlichster Trommeln und anderer Rhythmus-Instrumente ermöglicht den sofortigen Start des Projektes. Der „Interkulturelle Trommelkreis“ kann inzwischen auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückschauen, denn in den vergangenen zwei Jahren ist so gut wie kein Montag vergangen, an dem wir nicht miteinander getrommelt hätten.

Wir - Die „Drum Family“

Wer ist dieses „Wir“? Relativ schnell stellt sich schon in den ersten Wochen heraus, dass es schwierig bis nahezu unmöglich sein wird, Kontinuität in der Teilnahme am Trommeln zu erwarten. Neben einer sehr kleinen Zahl an einheimischen Interessierten kommen anfangs unregelmäßig Menschen (überwiegend junge Männer, sehr vereinzelt auch mal eine Frau) aus Gambia, Nigeria, Kamerun, Syrien, Afghanistan, Sri Lanka und Indien, später auch Menschen aus Somalia und Eritrea. Wir beobachten, dass es für die meisten eher ungewohnt ist, zu einem festen Zeitpunkt einmal die Woche in eine Gruppe zu kommen, um einfach mal so miteinander zu spielen. Dieses ist in ihren Herkunftsländern eher unüblich. Hinzu kommt, dass in der örtlichen Gemeinschaftsunterkunft die Bewohner*innen häufig wechseln. Um die Gruppe am Laufen zu halten, gehen wir oft montags - vor dem Trommeln - in die Gemeinschaftsunterkunft, um zu informieren und einzuladen. Hilfreich ist es auch, wenn die Geflüchteten von Mitgliedern aus dem Helferkreis in die Gruppe begleitet werden, was aber eher selten geschieht. Um die entstehenden Kontakte zu pflegen, nutzen wir bald auch soziale Medien, was sich als sehr hilfreich erweist. Doch es bleibt dabei: Wir müssen immer wieder neu einladen, sonst kommt – außer unsere allmählich sich stabilisierende einheimische Kerngruppe - niemand!

Ein Wir-Gefühl kann in dieser unsteten Gruppenzusammensetzung nur sehr langsam wachsen. Das zeigt sich auch darin, dass die Gruppe erst jetzt - nach langer Zeit des gemeinsamen Spielens in einem fluktuierenden Umfeld - anfängt, über einen Gruppennamen nachzudenken. Dabei kristallisiert sich ein Gedanke heraus: Wir sind eine „Drum Family“ - ein sicherer Ort, in dem Menschen miteinander Erfahrungen machen und sich im besten Sinne gegenseitig ermutigen, anregen und voneinander lernen. Ein Ort, an dem ein Zugehörigkeitsgefühl durch das gemeinsame Trommeln und Singen entstehen kann. Ein Ort, der offen ist und niemanden ausschließt, aber auch niemanden festhält. Ein Ort, der getragen ist von einer lernenden Grundhaltung und einem friedvollen Geist. Vielleicht ist es das, was trotz aller Unstetigkeit Vertrauen schafft, trägt und ein Stück weit auch hilft, dass seelische Wunden heilen können. Ein Teilnehmer sagte kürzlich: „Hier kann ich einfach sein, wie ich bin, niemand bremst mich aus. Das erlebe ich hier zum ersten Mal“.

Rhythmische Selbstorganisation – Lernfeld Vertrauen und Flexibilität

An jedem Montag sind die Trommelstunden eine neue Überraschung. Wir wissen nie, wer letztendlich dabei sein wird und wie die Stunden verlaufen. Spontanität und Einfühlungsvermögen, Flexibilität und Kreativität sind gefragt. Die Trommelsessions entstehen stets aus dem gegenwärtigen Moment.

Meine Funktion als Leiterin besteht im Wesentlichen darin, die Aufmerksamkeit zu halten und eher beiläufig und so wenig wie möglich den Prozess zu beeinflussen. Ja - gut ist es eher, wenn ich eigentlich gar nicht als Leiterin wahrgenommen werde. Es ist eine Frage der inneren Haltung und erfordert meinerseits viel Vertrauen in die Potentiale der Gruppe und der Einzelnen. Die Mitspielenden brauchen schlichtweg stille und ehrliche Ermutigung, damit sie ihre kreativen Ideen einbringen. Das ist der fruchtbare Rahmen, in dem auch der notwendige lange Atem für die (musikalisch/rhythmische) Suche nach Gemeinsamkeit sich entfalten kann. An den allermeisten Tagen gelingt es, aus dem Chaos nach und nach in ein gemeinsames, positives, ja oft auch sehr beglückendes Spielen zu finden.

Die Fähigkeit, sich immer wieder neu einstellen auf die jeweilige aktuelle Gegebenheit und aus dem was gerade vorhanden ist, das Beste entstehen lassen, wird zu einem starken Grundpfeiler des Projektes. Dieses Prinzip bewährt sich auch bei einem sehr prägnanten Merkmal kultureller Unterschiede, an dem im Zusammenleben allzu häufig Konflikte entstehen - dem Umgang mit Zeit! Wir „Einheimischen“ sind in der Regel pünktlich um 17.30 im Trommelraum, bauen die Trommeln auf, gestalten den Raum. Unsere geflüchteten Mitspieler trudeln aber erst so nach und nach ein, nicht selten kommt der letzte erst kurz vor Schluss.

Doch wir lernen, aus der Not eine Tugend zu machen: Wir beginnen die gemeinsame Zeit immer öfter damit, in Ruhe „anzukommen“, uns einfach mal zu setzen ohne gleich die Trommeln zu richten. Es entstehen Gespräche. Wir tauschen unsere Gedanken zu den Erfahrungen in der Gruppe aus und besprechen auftauchende Problematiken. So gibt der „etwas andere Umgang“ mit der Zeit uns Einheimischen einen wertvollen Impuls für lösungsorientiertes Handeln und verleitet uns ganz nebenbei zu einer humorvollen Einstellung und zu mehr Gelassenheit.

Austausch entlastet – das „Andere“ verstehen lernen

Der regelmäßige Austausch in der einheimischen Kerngruppe trägt sehr zu einem besseren Verständnis von Verhaltensweisen bei. Die Enttäuschungen aufgrund unerfüllter Erwartungen können auf diese Weise besser verarbeitet werden. Denn die Verhaltensweisen unserer geflüchteten Mitspieler sind nicht immer mit unseren Vorstellungen von Verbindlichkeit und sozialem miteinander kompatibel. Wir lernen, das „andere“ Verhalten immer besser zu verstehen. Die „Jungs“ (wie wir sie liebevoll intern nennen) bringen ihre Lebens- und Fluchtgeschichten mit. Das ist konkret spürbar, auch beim Trommeln. Nicht selten kommt es vor, dass wir das Gefühl haben, da trommelt sich jemand die Angst, den Schmerz und den Stress aus der Seele. Auch Macht- und Konkurrenzkämpfe werden mitunter mit der Trommel ausgetragen. Nicht immer lösen sich die Spannungen vollständig auf. Doch auch damit müssen wir leben lernen.

Mit dem wachsenden Vertrauen erzählt der eine und andere – meist in Bruchstücken – von seinen Erlebnissen und das geht unter die Haut. Hinter einer Fassade von Lässigkeit ist allzu häufig eine tiefe Traurigkeit und Heimweh verborgen. Die Erinnerungen an die Fluchterlebnisse oder den Grund der Flucht haben (oft sehr tiefe) Narben in die Seelen der Menschen gegraben. Nun erleben sie hier einen Alltag in Deutschland, den sie (noch) nicht verstehen, haben Hoffnungen und Träume, die nicht oder zumindest nicht sofort erfüllt werden. Sie erleben, wie sie über ihr Leben nicht (mehr) selbstbestimmt entscheiden können. Da ist die Angst vor Abschiebung und der Frust über die Ungewissheit. Sie verstehen unsere Verhaltens- und Lebensweisen genauso wenig wie wir ihre.  Wie können wir uns einander annähern? All dieses in der Basisgruppe zu reflektieren, trägt dazu bei, dass eine wohlwollende, offene und unterstützende Stimmung im Trommelraum vorherrscht.

Die „einheimische“ Basisgruppe ist inzwischen auf 6 Personen gewachsen. Das ist auch deshalb wertvoll, weil dadurch eine Basis für die Kontinuität des Projektes gegeben ist. Es ist eben immer – jeden Montag, auch in Ferienzeiten und meist sogar an Feiertagen -  jemand zum Spielen da. Zeiten, in denen wenig Geflüchtete teilnehmen, können so überbrückt werden und das Angebot zur Teilnahme kann bestehen bleiben. Für mich als Initiatorin ist diese Unterstützung der einheimischen Basisgruppe enorm hilfreich. Sie trägt dazu bei, dass meine Motivation sich immer wieder erneuert.

Vielfalt kultivieren – Zugehörigkeit erleben

Mir liegt sehr am Herzen, mit diesem Projekt einen Ort zu schaffen, der ein Stück (wenn auch meist nur temporäre) Heimat sein kann. Ein Ort, an dem Menschen sich angenommen fühlen und ein Gefühl von Zugehörigkeit entwickeln können. Die Gruppe soll ein offener Raum sein, in dem die Neugierde auf das jeweils „Andere“ kultiviert wird und ein Gemeinschaftsgefühl wachsen kann. Alle Teilnehmenden sollen die Möglichkeit haben, sich mit ihren Besonderheiten und Talenten einbringen zu können. Bei der Unterschiedlichkeit von Herkunft und religiöser Zugehörigkeit wie auch der musikalisch/rhythmischen Fähigkeiten der Teilnehmenden ist dieser Anspruch natürlich eine Gratwanderung. Und die Frage stellt sich bei jedem Treffen neu, wie die Heterogenität zu einer Kraft werden kann, die Neues und Verbindendes hervorbringt? Rhythmus ist dazu ein geeignetes Medium, wenn es gelingt, sich von Vorstellungen von richtig und falsch sowie von den kulturspezifischen Prägungen zu lösen. Genau das aber ist die größte Herausforderung – bei Einheimischen wie bei unseren Neuankömmlingen gleichermaßen!

Faszination Trommel(n) - Rhythmus als verbindende Sprache

In der westlichen Welt hat Trommeln einen festen Platz in der Freizeitgestaltung einer wachsenden Zahl von Menschen. Die heilsame und verbindende Kraft des Trommelns findet hierzulande ganz selbstverständlich in der Musik-Therapie Anwendung, Unternehmen nutzen Trommeln zur Teambildung und Trommeln findet als gemeinschaftsbildendes Event in vielfältigen Zusammenhängen statt. Unser Trommelprojekt vereint in seiner Zielsetzung den gemeinschaftsbildenden, integrierenden sowie heilsamen und friedensstiftenden Aspekt.

Trommeln wird in der westlichen Welt meist mit Afrika und allenfalls noch mit Brasilien in Verbindung gebracht. Doch jede Kultur auf diesem Planeten hat ihre spezifischen Rhythmen und Instrumente. Während bei uns die Trommel mit ihrer Bedeutung für soziale Integrationsprozesse und zu Heilungszwecken immer populärer wird, wird sie in ihren Herkunftsländern (dabei kann ich aus eigener Erfahrung insbesondere von Westafrika sprechen) immer unbedeutender. Ja – für viele dieser Menschen ist Trommeln eher ein Ausdruck von Rückständigkeit und sie wollen damit eigentlich nichts mehr zu tun haben. Im Trommelkreis haben wir Menschen erlebt, die in ihrer Heimat nie eine Trommel gespielt haben, nun erst hier damit in Berührung kommen und es zu schätzen lernen.

Voraussetzungen für gelingendes Miteinander

Damit Rhythmus - bei all der Vielfalt an kulturellen Prägungen - zu einer gemeinsamen Sprache werden kann, braucht es ein paar wenige, aber bedeutende, Grundvoraussetzungen. Wenn – wie in unserem Trommelprojekt – keine kulturspezifischen Rhythmen unterrichtet und gespielt werden, ist die Fähigkeit des Aufeinander Hörens und der Einfühlung von größter Bedeutung. Diese Fähigkeit kann entwickelt werden und dabei können wir einander Vorbild sein. Denn anders als bei der allgemein üblichen Art des „Trommeln lernens“, bei dem spezielle Rhythmen so lange wiederholt werden, bis sie fehlerfrei gespielt werden können, haben wir hier auf den ersten Blick keinen wiederholbaren Bezugsrahmen, auf den wir uns verlassen könnten. Wir beginnen einfach zu spielen. Was zunächst wie ein Nachteil klingen mag, erweist sich in der konkreten Erfahrung als eine erstaunliche Quelle von spontaner Kreativität und lebendigem Miteinander. Es braucht dazu jedoch die Bereitschaft, sich auf Ungewissheit einzulassen und neugierig auf das gemeinsame Erleben zu sein. Magische Momente im Zusammenspiel und ein Gefühl von lebendiger Verbundenheit entstehen meistens dann, wenn es den Beteiligten gelingt, die Erwartungen an „richtiges Spielen“ loszulassen.

So beginnt eine Session auch häufig mit etwas Ratlosigkeit, auch Ungeduld und Gereiztheit kommt vor. Alle bringen ihren Alltag mit, sind womöglich innerlich unruhig und die Antennen sind noch nicht auf Empfang eingestellt. Manchmal braucht es dann mehrere Anläufe, bis das Gemeinsame anfängt durchzuscheinen. Es zeigt sich deutlich, wie wichtig die wache Präsenz und das „Dranbleiben“, Hinhören, sich Einlassen jedes einzelnen Spielenden ist. Das rhythmische „Können“ macht für das positive Erleben im Spiel nur einen geringen Teil aus. Es ist möglich, mit Menschen unterschiedlichster Erfahrungsstufen – manchmal auf sehr einfachem musikalischen Niveau – wunderbare, tragende Spielerfahrungen zu machen. Und es kann vorkommen, dass Menschen mit viel Spielerfahrung und guter rhythmischer Kompetenz sich gegenseitig „niederschmettern“ und ihre Revierkämpfe miteinander ausfechten. Wir haben erlebt, dass Teilnehmer aus verschiedenen Ländern bzw. Ethnien nicht miteinander spielen konnten, obwohl sie über erstaunliche Virtuosität verfügten. Doch es war ihnen (noch?) nicht möglich, sich in einen Gesamtprozess einzuordnen und etwas Gemeinsames entstehen zu lassen. Natürlich ist eine solche Situation für die Gesamtgruppe sehr herausfordernd, und es braucht eine gute Balance von sanftem „Eingreifen“ und „Laufen lassen“ seitens der Begleitung. Hilfreich ist danach auch ein reflektierendes Gespräch, damit aus solchen Erfahrungen Erkenntnis generiert werden kann.

Spielend integrieren – Mutig Neues wagen

Im wertschätzenden Rahmen des Trommelkreises ist es potentiell möglich, dass die Teilnehmenden über sich hinauswachsen, wieder Vertrauen in andere Menschen gewinnen und dabei auch viel über gelingendes interkulturelles Miteinander lernen. Doch nicht jede*r ist auch bereit, sich auf spielerische Erfahrungen einzulassen und in der Improvisation Neues zu entdecken. Denn das braucht wirklich Mut. Ich persönlich bin der Überzeugung, dass Projekte wie das unsrige ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur Etablierung kultureller Vielfalt in unserer Gesellschaft sind. Wir können nicht erwarten, dass sich die Neuankömmlinge voll und ganz unserer aktuell vorherrschenden Kultur anpassen. Realistischer erscheint mir, dass durch offenen Dialog Neues entsteht. Darin liegt eine große Chance, nämlich sich als Gesellschaft wieder auf gemeinsame Werte der Mitmenschlichkeit und Toleranz zu besinnen.

Ausblicke

Das Interesse an unserem Trommel- Projekt wächst langsam, aber stetig, Menschen finden es „toll“. Die Begeisterung springt oft über, wenn jemand uns in einem guten Moment spielen hören. Und so bekommen wir zunehmend Anfragen, ob wir bei Festen auftreten. Doch das Spiel auf einer Bühne ist etwas gänzlich Anderes und mit unserer Zielsetzung nicht so ohne Weiteres vereinbar. Wir bevorzugen das gemeinsame Spielen, in dem es keine Zuschauenden gibt, sondern nur Akteurinnen und Akteure. Denn echte Integration kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten sich ein Stück aufeinander zu bewegen. Dafür spielen wir und deshalb laden wir zum Mitspielen ein. Nicht jede*r traut es sich mitzuspielen. Das ist schade. Denn wer meint, nicht trommeln zu können und unmusikalisch zu sein, könnte trotzdem einfach mal eine Rassel in die Hand nehmen und sich – wenn auch anfangs vielleicht noch am Rande stehend – in den groove der bereits Spielenden einfühlen und ein paar Rasselgeräusche beisteuern. So kann ein offener Trommelkreis zum Sinnbild von Teilhabe und echter Integration werden. Jeder Mensch kann einen ihm angemessenen Platz in der Gesellschaft finden und einen Teil zum Gelingen beitragen.

In diesem Sinne wünsche ich mir, dass die „Drum Family“ und damit die Vision einer bunten, friedvollen Gesellschaft Verbreitung findet -  hier vor Ort und hoffentlich auch anderswo. Denn jetzt – nach zwei Jahren – sehen wir positive Entwicklungen bei einigen „unserer“ Newcomer, die den Kontakt über den langen Zeitraum mit uns aufrechterhalten haben. Und auch wir Einheimischen Spieler*innen sind an den Erfahrungen der letzten zwei Jahre gewachsen.

Damit die universelle Sprache des Rhythmus ihre Kraft entfalten kann, ist es gut, wenn immer mehr solcher Projekte in Gemeinden und Stadtteilen entstehen. Denn es ist möglich, über Trommel- und Rhythmuserfahrungen Haltungen zu entwickeln, die für ein gutes Miteinander von Bedeutung sind. Auch wenn es sicher kein Weg für alle Menschen ist und auch nicht all die komplexen Probleme dieser Zeit lösen kann, ist es doch ein wertvolles Handwerkszeug auf dem Weg zu einer humanen Welt und kann helfen, Wunden zu heilen.

Autorin: Ulrike Fahlbusch ist Initiatorin des Projektes Interkultureller Trommelkreis sowie des Forums für Gesundheitskultur und Dialog. Mehr Info www.ulrike-fahlbusch.de