Nachlese und Gedanken zum Kreativ Dialog
Was mich gerade beschäftigt /23. Januar 2017 ( Diese Gedanken sind jetzt im Jahr 2023 immer noch und vielleicht aktueller denn je für mich von Bedeutung)
Vor knapp zwei Wochen ist Sobonfu Some gestorben. Sie war eine spirituelle Lehrerin aus Burkina Faso/Westafrika, von den Ältesten ihrer Ethnie in den Westen gesandt, um den Menschen hier die Kraft von Gemeinschaft und Ritual zu lehren. Wir hatten Sobonfu (ich glaube, es war 2009) zu uns eingeladen und mit ihr ein gemeinschaftsbildendes Ritualwochenende veranstaltet... natürlich mit Trommeln, Gesang, kreativer Gestaltung ..... Mich hatte es damals sehr interessiert und auch fasziniert, auf welche Weise Gruppen zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen. Welche Elemente von Ritual sind es, die uns Heilung und echtes Miteinander erleben lassen. Was hat "der Geist Afrikas" uns in dieser Hinsicht vielleicht voraus?
Ich habe damals nach dem Workshop für mich erkannt, dass es wichtig ist, etwas Ureigenes entstehen zu lassen. Wir können nur sehr begrenzt Rituale, Gesänge, Rhythmen, Abläufe aus anderen Kulturen übernehmen. Das, was das Zusammenwirken lebendig und authentisch macht, ist übergeordnet, kulturübergreifend, einander ergänzend. Wir können es entdecken durch aufmerksames Wahrnehmen und das Würdigen der eigenen Kraft und des eigenen Potentials. Und in besonderer Weise können wir es stärken durch das Würdigen der Talente, der Kraft und Handlungen der Menschen, mit den wir umgeben sind..... überall und zu jeder Zeit ... am Arbeitsplatz oder in der Familie oder im Helferkreis oder sonstwo ....
Das Bewusstsein dafür zu vertiefen .... das ist es, was mich "antreibt" und für das ich mich seither verstärkt engagiere. Es ist nicht gerade der einfache Weg, denn auf diesem Weg des "Nicht Wissens" gibt es noch nicht so viele Pfade. Oft fehlen auch die Worte, um es zu beschreiben. Unsicherheit erzeugt häufig Angst. Insbesondere jetzt durch die vielen Menschen aus anderen Kulturen, die zu uns gekommen sind wie auch durch all die Umwälzungen in der Welt braucht es viel Mut, darauf zu vertrauen, dass Neues und Gutes entsteht. Und vor allem braucht es das Selbstverständnis, dass mein/unser kleines bischen Tun den Unterschied macht und wichtig ist.
Zum Schluss: Wenn ein Mensch stirbt, lebt etwas von ihm weiter in den Menschen, die ihn gekannt und geschätzt haben. Davon bin ich überzeugt. Sobonfus Botschaft habe ich jetzt in diesen Tagen noch ein Stück tiefer in mir verankern können. Und es war schön, diesen lebendigen Geist von Wertschätzung, Präsenz und spielerischem Miteinander gestern (wie schon so oft) im kreativen Dialog zu spüren.
Ulrike Fahlbusch
Kurze Nachlese zum September Dialog
Eine spannende Reise der Klänge und Farben und Formen.... sehr intensiv, sehr eindringlich und vielschichtig ... Danke besonders auch an unsere Teilnehmer aus Nigeria, Menschen aus anderen Kulturen bereichern den Dialog in besonderer Weise durch ihre Unbefangenheit und die Kraft ihrer Herkunftskultur ... DANKE
Ein paar Worte zum Kreativ - Dialog im Juni 2016
Insgesamt war es diesmal ein"zarter" und gleichzeitig sehr vielschichtiger, auf- und abschwellender Prozess mit "vielen" Menschen aus nahezu jedem Lebensjahrzehnt. Die reine Improvisationszeit auf 1,5 Stunden zu reduzieren, hat sich aus meiner Sicht (auch durch Rückmeldungen bestätigt) gut bewährt. Ich denke, dass wir für die Zukunft dieses Setting beibehalten werden ....
Trotzdem möchten wir den Zeitrahmen von 16 - 19Uhr belassen, denn ist es eine gute Einstimmung, Zeit zum Ankommen zu haben und für den Aufbau, um die Vorbereitungen und die Veränderungen im Raum mit zu erleben, vielleicht sich dabei auch bewusst einzubringen. Denn da baut sich ja bereits Energie im Raum auf und gibt dem Prozess eine Richtung. Wichtig erscheint uns inzwischen auch, der Reflektion mehr konzentrierte Zeit einzuräumen. Der Kreativ Dialog ist ein kreativer, sozialer Lernprozess und jede / jeder trägt durch Präsenz zum Wohlgefühl und dem Gelingen bei. Dieses ist sehr kostbar ... und schön, dass wir diese Erfahrungen teilen können und wenn das auch jedem/jeder Teilnehmenden bewusst ist.
Für mich persönlich - als Hauptininitiatorin dieses kreativen Dialogs - ist es immer wieder eine Herausforderung, die Balance zwischen meiner "Funktion" und als "Teilnehmende" zu finden. Und es ist sehr hilfreich und wertvoll, das in unserem "Basis Team" immer wieder reflektieren zu können ... danke an Monika, Volkhard, Sigrid und Susanne.
Insgesamt finde ich, dass es wohl kaum ein spannenderes Lernfeld gibt als ein solch offener, sich in großen Teilen selbst organisierender Prozess. Was mache ich mit der Freiheit, die dieser Raum bietet? Was ist Freiheit überhaupt? Was ist Potential? Was ist Kreativität? Wie gelingt Kommunikation? Wo sind Grenzen? Wie können Einzelne immer mehr in ihre Kraft und ins Leuchten kommen? Wann und wodurch "trägt" eine Gruppenerfahrung, eine Gemeinschaft? Viele Fragen, die es lohnt, sich und anderen zu stellen .... und damit ins Spielen zu kommen.
Eine Nachlese
Vielen Dank für das schöne gemeinsame Erleben gestern. Sehr beeindruckend, wie wohltuend und nährend so ein paar Stunden sein können! Die Fotos können zwar weder die konzentrierte Präsenz und lebendige Kreativität, die Rhythmen und Klänge noch die insgesamt so dichte Atmospäre wirklich wiedergeben, sind aber eine kleine Erinnerung.
Flow ist sicher ein passender Begriff für das, was sich in den Stunden immer wieder eingestellt hat. Diese heilsame "Form" von Erfahrung kann nicht zielgerichtet hervorgebracht werden, wird aber möglich, wenn Zeit und offener Raum dafür gegeben ist ... Bereitschaft sich einzulassen, einfach da sein, achtsames Beobachten von allem was ist, in den Raum hineinlauschen ... Was für eine Welt könnte es sein, wenn immer mehr Menschen diese Sensibilität in sich und mit anderen entwickeln würden! Wir würden "verbunden gesunden" statt uns gegenseitig zu kränken und zu zerstören ....
So schaffen wir kleine Inseln des Wohlgefühls und des Friedens ... und ich freue mich schon auf die nächste Flow Session.
Ulrike Fahlbusch